Liebe im Schatten des Regenbogen

Frauen schwuler Väter sind Frauen cooler Väter

Freie Fahrt in der Gefühlsachterbahn

Ja, natürlich habe ich meinen typischen Montag gestern gut überstanden! Aus heutiger Sicht der Dinge war es wohl tatsächlich ein ganz gewöhnlicher Montag und ich einfach mal nur schlecht drauf!
Heute, der Dienstag, lief schon viel besser! 🙂
Der Start in den Tag war erfolgreich und alle Familienmitglieder pünktlich startklar für Kindergarten, Schule und Arbeit. Bei der Arbeit gab es für mich heute sogar positive Entwicklungen für meine berufliche Zukunft…..was will man mehr!?
Was will Frau mehr?
Ich möchte, dass mein Mann glücklich wird!
Leider hatte ich heute Abend, als er von seinem wöchentlichen Therapietermin nach Hause kam, so gar nicht das Gefühl, dass dies der Fall ist. Er war bedrückt, niedergeschlagen, wirkte sehr unglücklich! Aber warum? Auch in den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, dass es ihm nicht gut geht, also habe ich natürlich nachgefragt!

Das Ergebnis war ein Gespräch über viele verschiedene Gefühle:

  • Angst vor der Zukunft!
    Wie wird sich unser Leben entwickeln!
    Wie werden die Reaktionen sein?
    Was sagen die Kinder?
  • Zweifel an sich selbst
    Wie werde ich mich in der neuen Situation entwickeln?
    Bin ich zu egoistisch? Vernachlässige ich meine Familie?
    Bin ich eigentlich noch ich selbst?
    Was machen all diese neuen Gefühle mit mir??

Ich werde mich wohl nie in die Lage meines Mannes versetzen können! Ich bin nicht gezwungen mich selbst völlig neu zu entdecken. Ich war immer hetero und ich liebe das andere Geschlecht viel zu sehr, als dass sich daran etwas ändern könnte. Ich kann also auch keinen Ratschlag geben, aber ich kann das tun, was ich immer tun kann! Ich kann aufmerksam zuhören und meine Sicht der Dinge anmerken!

Als ich ihn heute über seine Gefühle reden hörte, da fühlte ich mich an meine eigene Pubertät zurückerinnert. Einerseits möchte man sich gerne das sichere, behütete Gefühl der Vergangenheit bewahren, andererseits aber auch rebellisch und selbstbewusst sein neues Ich in die Welt hinaus schubsen. Man sucht ständig nach der eigenen Identität, weiß nicht ob man Fleisch oder Fisch ist. Als junger Mensch kann man sich in der Pubertät den einen oder anderen Fehltritt erlauben, denn man hat ja Eltern die hoffentlich hinter einem stehen und es wird einem manches verziehen, denn man ist ja noch jung.
Aber was passiert, wenn man sich als Erwachsener in so einer Gefühlsachterbahn wiederfindet??
Man hat Familie, einen Beruf und viele andere Verpflichtungen und sieht sich dann auch noch mit sich selbst konfrontiert!  In dieser Haut möchte ich nicht stecken! Aber ich möchte helfen! Und ich bin mir sicher: Ich bin nicht die Einzige!

Ich glaube durch das Coming Out werden wir unsere wahren Freunde erkennen, neue Freunde gewinnen und erkennen, was Familie bedeutet. Ich bin überzeugt solange wir offen und ehrlich bleiben werden wir immer Rückhalt finden!

3 Kommentare zu “Freie Fahrt in der Gefühlsachterbahn

  1. Norbert Jäger
    4. März 2015

    Liebe fraumitherz,

    wenn ich deinen Newsletter bekomme, bin ich schon immer ganz gespannt, was es dieses Mal interessantes von dir und deinem Mann zu lesen gibt. Heute Morgen fand ich gleich zwei Nachrichten von dir in meinem Mail-Account.

    Den heutigen ersten Artikel finde ich gut. Ich habe Maks drei Mal in meinem Leben persönlich getroffen und weiß, dass du hier auf einen Menschen getroffen bist, der dich / euch versteht und es gut mit dir / euch meint. Verlinkungen sind gut. Dadurch erreichen wir immer mehr Menschen und können dadurch einzelnen helfen – auch wenn wir keine Rückmeldung bekommen.

    Der heutige zweite Artikel hat mich betroffen gemacht. Betroffen in so fern, dass ich deinen Mann sehr gut verstehen kann. Spontan hatte ich das Bedürfnis euch beide in den Arm zu nehmen und mit euch zu reden. Da das nicht geht, schreibe ich.

    Wenn eine Frau erfährt, dass ihr Mann auf Männer steht, dann ist das ein Schock für sie. Der Mann hat sich mit dem Thema innerlich schon länger auseinander gesetzt. Für die Frau kommt das Coming-Out des Mannes plötzlich. Die Frau hat nun alle Möglichkeiten der Welt nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu reagieren. Sie darf wütend, verletzt, verzweifelt und ängstlich sein. Sie kann ihre ganze Gefühlspalette ausleben. Das ist gut, das kann befreiend sein.

    Als betroffene Ehefrau zeigst du so viel Verständnis für deinen Mann. Dadurch verstärken sich bei ihm die Zweifel und Ängste, die er hat. Ein Ehepaar, dass sich nun so richtig streitet, hat mehr Möglichkeiten Zweifel und Ängste abzubauen. Damit will ich nicht sagen, dass ihr euch nun streiten und zoffen sollt. Den Weg, den ihr geht, ist ein guter Weg. Auch wenn sich Verständnis immer so leicht anhört, so kann Verständnis auch ein schwerer Weg sein.

    Dein Mann befindet sich zwar in Therapie, doch Therapeut_innen müssen deshalb nicht Verständnis haben, auch können sie oft die Situation nicht nachvollziehen. Einzig, sie können uns dazu bringen, dass wir die richtigen Fragen über uns stellen. Auch die „nur reinen“ schwulen Männer können sein / euer Leben kaum nachvollziehen. Deinem Mann würde eine Selbsthilfegruppe gut tun. Hier kann er frei mit Männern sprechen, die Gleiches durchlebt haben. Hier kann er sein wie er ist. Zu uns kommen Männer, die nehmen deshalb Wege von über 100 km auf sich. In ganz Deutschland gibt es Gruppentreffen. Schaut doch mal unter: http://www.schwule-vaeter.org – vielleicht ist ja eine Gruppe in eurer Nähe.

    Jetzt gibt es sicher wieder einen Aufschrei von etlichen Frauen, die da sagen: „Ja, ja, die Männer. Immer geht es nur um sie.“ Denen kann ich nur sagen: „Das stimmt so nicht!“. Wir denken ständig an unsere Frau und unsere Kinder. Wir machen uns darum Gedanken wie es weiter geht. Wir wollen keinen verletzen und doch machen wir es, weil wir nicht allen gerecht werden können. Und wenn Bedarf besteht, dann kommen mein Mann und ich auch zu den betroffenen Familien ins Haus. Wir versuchen nicht nur den Männern zu helfen (auch, wenn wir sie am Besten verstehen), sondern der ganzen Familie. Und ja, natürlich gibt es auch die Egoisten unter uns Männern, aber die gibt es unter den Frauen auch.

    Wie sich seine / eure Situation entwickeln wird kann keiner sagen. Das müsst ihr gemeinsam herausfinden. Egoistisch ist man, wenn man sich der neuen Situation nicht stellt. Denn dann wird man krank – physisch wie psychisch. Und das ist auf Dauer für keinen aus der Familie gut. Ich glaube auch nicht, dass dein Mann seine Familie vernachlässigt – ihr werdet schon gemeinsam dafür sorgen, dass das nicht passiert. Dein Mann ist immer noch derselbe. Er hat „nur“ seine wirkliche sexuelle Identität entdeckt. Und ja, die Gefühle deines Mannes schlagen Purzelbäume. Nach nun fast 13 Jahren nach meinem Coming-Out kann ich von mir sagen: „Das war toll.“ Ich durfte noch einmal im Alter von 48 Jahren noch einmal eine Liebe mit allem drum und dran entdecken. Inklusive Liebeskummer. Ich war lebendig und bin es immer noch. Wenn ich mir so einige heterosexuelle Ehepaare ansehe, die getrennte Schlafzimmer haben, wo der Mann eine Geliebte hat oder ins Bordell geht, dann bin ich froh, dass ich meine wahre Sexualität entdeckt habe. Mein Leben ist ehrlicher . . .

    Es wird sicher kein Jahr mehr dauern, dann werden sich eure Wege trennen. Sei es, dass er einen Mann gefunden hat, sei es, dass du vorher einen neuen Mann kennen lernst. Beides ist nicht schlimm, solange ihr nie die Achtung voreinander verliert. Dann könnt ihr euch zum Wohle der Kinder ständig treffen und wer weiß, vielleicht auch irgendwann mit euren neuen Partnern. Neue Lebenswege sind auch neue Lebenschancen. Nutzt sie.

    Wenn ich mir so die ganzen heterosexuellen Paare ansehe, sie sich in Trennung befinden (auch hier haben die Paare Existenzängste und andere Gefühle), so haben wir die größeren Möglichkeiten, später gute Freunde zu werden.

    So, das ist nun ein furchtbar langer Kommentar geworden. Verzeih mir, aber es war mir ein Bedürfnis das jetzt hier los zu werden.

    Liebe Grüße aus Bremen

    Norbert

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    • ichbinich
      4. März 2015

      hallo norbert, hallo frau mit herz…
      norbert, deinen kommentar finde ich einfach nur sehr gut gelungen. er spricht mir aus der seele.

      ich habe hier nun schon ein paar tage mitgelesen, und ich erkenne meine eigene geschichte in vielen dingen die du, frau mit herz hier schildert, eins zu eins wieder. allerdings kommen mir die wirklichen gefühle von dir nicht so richtig rüber. du sprichts nur über das, was deinen mann beschäftigt, du leidest mir ihm…habe ich übrigens auch…aber wie geht es DIR? bist du wirklich so ruhig und gelassen, wie es bei mir ankommt??

      weißt du, auch ich habe nach dem outing sofort vestanden, was diese coming dahinter auch für meinen mann bedeutet, doch ich habe mindestens genau so viel geweint, wie er auch. wir befanden uns beide in einer gefühlsachterbahn die ich wirklich meinem ärgsten feind nicht wünsche. es war ein stetiges auf und ab…anfangs auch viele aufs. auch bei uns war die ehrlichkeit, die antworten auf all meine fragen…und ich hatte tausende…die grundlage dafür, dass wir ein paar wirklich schöne jahre nach dem outing hatten. es waren wohl mit die intensivsten, da wir uns trotz 20 jahren ehe und gemeinsamen kindern endlich wieder wichtig nahmen. begleitet hat uns bei all dem eine paartherapeutin, wir wurden alleine damit nicht fertig. eine gute und richtige entscheidung für uns beide.
      2 jahre hatte mein mann dann auch keine beziehungen zu männern, und dann ist genau das passiert, was norbert oben schildert. er fing ein verhältnis mit einem unserer freunde an, ich habe dieses gewusst, weil auch ich nicht wollte, dass er sich verbiegt. ich dachte, ich könne es ertagen, was auch ab und an ging, wollte mich da rein leben, funktioniert weiter, mal gut, mal weniger gut..
      bis dann die liebe ins spiel kam. die männer glaubten, sich ineinader verliebt zu haben.

      und so nahm alles seinen lauf….ich merkte für mich, dass ein „ertragen und funktionieren“ für mich nicht emhr der richtige weg war. endlich erwachte mein selbsterhaltungstrieb und ich wusse auch glasklar, dass es nicht sein kann, dass sich einer von beiden aufgibt.ich wollte die trennung, um mich zu retten…und letzlich auch ihn, denn er wäre zu dem zeitpunkt noch nicht bereit dazu gewesen. die angst und auch die liebe zu mir war einfach zu groß…aber wir wussten auch beide, dass er mich nicht mehr begehren konnte, auch wenn er es ge´wollt hätte. geht ein mann erst einmal den weg zu einem mann, dann geht der weg nicht mehr zurück!!!

      doch es ist uns gelungen, eine trennung in würde zu machen, es gab keine schlammschlachten, kein rosenkrieg, da wir immer noch die achtung voreinander hatten….unser kinder danken es uns noch heute, denn auch heute noch können wir sehr gut miteinander umgehen….es wird sogar langsam immer besser, da der abstand so groß geworden ist, dass es mir nicht mehr weh tut, wenn ich ihn mit seinem lebensgefährten sehe…den ich übrigens sehr gerne habe, weil er ein toller mensch ist, und sich überhaupt nciht einmischt in die „alte familie“….und zudem sorgt mein exmann auch heute noch für mich, da ich in meinem beruf keinen fuß mehr fassen kann, ich somit gott sei dank nicht ins harz 4 verfallen muss.

      und da komme ich zu dem punkt was du in einem anderen post über die foren geschrieben hast.
      diese frauen, die dort „hass und wut“ verbreiten, haben zwar das gleiche wie wir hinter uns, oder stecken noch mittendrin…trotzdem sind das nur die frauen, die aufs schändlichste von ihren männern nach dem outng behandelt wurden. sie verloren zum teil alles, müssen sich um die kinder alleine kümmern, es geht sogar soweit, dass manche mit krankheiten angesteckt wurden, als sie noch nicht wussten, was los war. und noch viel schreckliche dinge mehr. wie kann man da noch achtung haben???

      nun könnte ich mich aus der selbsthilfe raus ziehen, da auch mich diese wut und der hass erschüttert….aber ich bleibe dort aktiv, stehe mit rat und tat zur seite, wenn man diese braucht. nur so funktioniert das…eine sehr wichtige sache, um frauen aufzufangen. man sollte also wissen, warum diese frauen so geworden sind, und nicht darüber urteilen, dass dort nur hass verbreitet wird…alles hat seinen grund, ich kenne diesen und verstehe auch!!!

      es ist nun ne menge geschrieben worden von mir, es ist aber nur ein bruchteil von dem was ich erlebt habe. aber ohne die tollen frauen aus den foren wäre ich heute nicht dort, wo ich stehe…ich ziehe den hut davor, dass es sie gibt…wir sind nicht allein!!!

      glg

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  2. fraumitherz
    4. März 2015

    Lieber Norbert,
    mir geht’s nicht anders als dir. Wenn ich einen neuen Beitrag poste, dann bin ich immer ganz gespannt ob und von wem ich eine Rückmeldung bekomme. Natürlich freue ich mich jedes mal, wenn sich jemand äußert und gerade über deine Kommentare freue ich mich! Mach ruhig weiter, gerne so lang und umfangreich wie du magst! Ich freu mich darüber!
    Liebe Grüße
    FraumitHerz

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